Für seine innovative Masterarbeit zum Thema Telematik in der Kfz-Versicherung wurde Markus Binder mit dem SCOR-Preis für Aktuarwissenschaften ausgezeichnet. Binder nahm am Dienstag in Berlin die Siegerurkunde entgegen, die ihm im Rahmen des internationalen Aktuarskongress ICA von Dr. Frieder Knüpling, SCOR, Group Chief Risk Officer, verliehen wurde. Die Abschlussarbeit „Aktuarielle Analyse von großen Telematikdatenmengen“ wurde unterstützt vom Förderverein für VersicherungsMathematik im Bereich der Kraftfahrtversicherung e.V., kurz VM4K. Sie erhielt den zweiten Platz bei der diesjährigen Preisverleihung. „Markus Binder hat eine Arbeit vorgelegt, die die Zukunftstechnologie Telematik mit modernen Methoden der Versicherungsmathematik verknüpft“, sagt der VM4K-Vorsitzende Onnen Siems.

 

Der SCOR-Preis, den Markus Binder (l.) für seine Masterarbeit erhielt, wurde verliehen von Dr. Frieder Knüpling
Der SCOR-Preis, den Markus Binder (l.) für seine Masterarbeit erhielt, wurde verliehen von Dr. Frieder Knüpling

 

Binders Arbeit hat ein empirisches Fundament: 13 Milliarden Einzeldaten, die aus 650 Millionen Telematik-Datensätzen stammen. Dabei handelt es sich um reale Telematikdaten, die vom VM4K-Vereinsmitglied, Itzehoer Versicherungen, zur Verfügung gestellt wurden. „Mit Hilfe der Telematik kann es möglich werden, fairer und risikogerechter zu tarifieren“ sagt Christoph Meurer, Prokurist bei den Itzehoer Versicherungen und Abteilungsleiter für den Produktbereich Schaden/Unfall. „Dies fordert aber noch einiges an Forschung und Entwicklung. Aus diesem Grund haben wir als Itzehoer Versicherungen gemeinsam mit der aktuariellen Beratung Meyerthole Siems Kohlruss und dem Förderverein VM4K.de die Masterarbeit in Auftrag gegeben“.

Gestützt auf Beobachtungen, die sich aus ersten Sichtungen und Berechnungen ergeben, wurden im Rahmen der Masterarbeit sechs Merkmale festgelegt, die in der Analyse besonders prägnant und produktiv erscheinen, darunter die (exakte) Jahresfahrleistung, der Anteil von Autobahnfahrten und Geschwindigkeitsüberschreitungen. Im Zusammenspiel dieser Merkmale spiegeln sich sechs Fahrstile („Hauptkomponenten“). Darunter sind „der Vielfahrer“, „der Pendler“, „der Nachtfahrer“ sowie “der Urlaubsfahrer“. Modelliert werden diese Merkmale mit Hilfe der Singulärwertzerlegung, einem Verfahren, das das VM4K-Mitgliedsunternehmen Meyerthole Siems Kohlruss auch für seine erfolgreiche Sturmmodellierung nutzt.

Das Verfahren ermöglicht eine Verdichtung der Daten und damit deutlich schnellere Rechenzeiten. Dabei ist es möglich, eine sehr große Anzahl an Merkmalen zu verwenden – zum Beispiel durch die detaillierte Betrachtung der Beschleunigungswerte bei Abbiegeverhalten oder Überholverhalten. Zu einem beachtlichen Maß lässt sich die bisherige Tarifierung durch Telematik-Fahrerprofile gut substituieren.

„Die Arbeit zeigt auf, dass hier einiges an Potenzial vorhanden ist und weitere, tiefer gehende Analysen sinnvoll sind. Die Art der Prämienfindung könnte nicht nur fairer werden, sondern auch deutlich einfacher und schneller“, sagt Christoph Meurer von der Itzehoer. „Wir freuen uns, dass Binders Masterarbeit durch den SCOR-Preis nun eine besondere Aufmerksamkeit der Fachöffentlichkeit erhält“, ergänzt der VM4K-Vorsitzende Onnen Siems. „Die Arbeit steht beispielhaft für das Ziel von VM4K, Mathematik produktiv mit technischem Fortschritt zu verknüpfen“.

Externer Link: Ausschreibung und Hintergründe der SCOR-Aktuarpreise