Alexander Leschner

Fünf Fragen zum VM4K an Alexander Leschner, Leiter Kfz bei der Helvetia.

Herr Leschner, steckt K in der Krise?

Alexander Leschner: Nach positiven Ergebnissen in den Jahren 2014 und 2015 konnten am K-Markt 2016 leicht steigende Durchschnittsprämien, eine Combined Ratio von 99 % und damit für Kfz insgesamt ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt werden. Die Prämien im Neu- und Ersatzgeschäft sinken jedoch bereits. Dies zusammen mit weiter steigenden Schadenaufwendungen könnte bereits 2017 zu einem negativen K-Marktergebnis führen. Dann hätte der deutsche K-Markt lediglich drei ertragreiche Jahre gehabt, was nicht ausreicht, um die in den Jahren zuvor aufgelaufenen Verluste zu kompensieren.

Was nun?

Bei den meisten Unternehmen ist die Kfz-Versicherung zu bedeutend für das Gesamtergebnis in der Schadenversicherung, als dass sich die Versicherer in den nächsten Jahren wieder Schaden-Kosten-Quoten über 100 % in Kfz leisten können, auch im Hinblick auf die nur geringe Kompensation durch Kapitalanlageergebnisse. Insofern darf sich die Entwicklung bei den Durchschnittsprämien nicht vom steigenden Trend beim prognostizierten Schadenbedarf abkoppeln. Auch beim Flottengeschäft sind weitere Anstrengungen nötig, um von den negativen Ergebnissen in diesem Bereich wegzukommen.

Veränderung als Chance?

Digitalisierung ist das Stichwort, das aktuell alle Versicherer beschäftigt. Auch die Kfz-Versicherung wird davon massiv betroffen sein. Zum einen durch Telematik-Produkte, die von immer mehr Gesellschaften angeboten werden und die die Produktlandschaft zumindest für einige Kundensegmente verändern wird. Zum anderen durch die Digitalisierung und Automatisierung vieler Betriebs- und Schadenprozesse, für die meist neuartige Systemwelten benötigt werden. Hier wird neuer Druck auf die Kostenquoten entstehen. Versicherer, die die notwendigen Veränderungen als Chance sehen, werden ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.

Die mit zunehmender Digitalisierung verbundene Automatisierung der Prozesse bedingt, dass jedes VU seine Kunden sehr gut kennen bzw. kennenlernen muss, um nicht im rasant wandelnden Marktumfeld in seinen Beständen einen Anti-Selektionseffekt und damit Ertragseinbußen zu erleiden. Die dadurch bedingte Verarbeitung von (großen) Datenmengen verlangt ein spezielles Know-how. Hier profitieren sowohl Aktuariat als auch Fachbereich von dem gegenseitigen Austausch und können ein gemeinsames Verständnis für die nötigen Prozess-Schritte bei der Digitalisierung entwickeln.

Welche Rolle spielt Versicherungsmathematik?

Bei uns im Hause arbeiten der Kfz-Fachbereich und das Aktuariat bei der Produkt- und Tarifentwicklung von Anfang an eng zusammen. Auch bei der Entscheidung über das endgültige Tarifniveau orientieren sich Geschäftsleitung und Fachbereich stark am aktuariellen Vorschlag.

VM4K – warum sind Sie dabei?

VM4K schafft es, Theorie und Praxis zusammenzubringen. Für den Bereich der Kfz-Versicherung gibt es bisher keinen vergleichbaren Verein. Als Mitglied profitieren wir von den Arbeiten, die im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstehen. Gerade als mittelgroßer Versicherer, der sich bei kostenintensiven Pilotprojekten nicht immer engagieren kann, versprechen wir uns interessante Erkenntnisse.

Die Fragen stellte Thilo Guschas.