VWheute, vom 15. April 2020
Schön, wenn Versicherer helfen. Noch schöner, wenn die ganze Branche davon profitieren könnte. Der Förderverein VersicherungsMathematik im Bereich der Kraftfahrtversicherung, VM4K, hat eine empirische Bachelorarbeit von Annika Ziegler zur Telematik gefördert, die einen neuen Ansatz im Umgang mit Big Data beinhaltet. Die Fahrdaten stammen von den Itzehoer, deren Generalbevollmächtigter der Geschäftsleitung, Christoph Meurer, über die Ergebnisse gesprochen hat.
Die Telematikdaten sind kostbar, nicht nur für die Versicherer. Auch wenn die Itzehoer ihren Telematiktarif wegen mangelnder Nachfrage wieder „aus dem Programm genommen“ hat. Doch all das, was beim Aufsetzen des Prozesses geleistet wurde, das Aufbauen der Services und die Installation der Hardware, seien „wertvolle Erfahrungen“, erklärt Meurer.
Das Unternehmen besitzt aus zweieinhalb Jahren „Pionierleistung“ viele Telematikdaten, die jemand auswerten müsse. Dafür sei Grundlagenforschung nötig, die die Mitarbeiter aus dem klassischen Tagesgeschäft wegen Auslastung nicht leisten konnten. Daher kam es zur Zusammenarbeit mit VM4K mit der neue Methoden erarbeiten werden konnten, die dann in einer Bachelorarbeit von Annika Ziegler an der Hochschule „Koblenz/RheinAhrCampus Remagen“ mündete.
Das Ergebnis
Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir“, wusste schon der Philosoph Seneca. Ähnlich sieht es auch Meurer: „Ganz wesentlich finde ich die Erkenntnis, mit welchen Ansätzen es möglich ist, derart große Datenmassen zu beherrschen. Die Methoden lassen sich auch auf andere Bereiche übertragen, wie etwa Wettbewerbsanalyse und Untersuchungen von Kündigungsverhalten.“
Am meisten haben den Generalbevollmächtigten die Heatmaps der Bachelorarbeit überzeugt. In denen wird das Geschwindigkeits- und Beschleunigungsverhalten zweidimensional dargestellt. „Durch die Heatmaps lassen sich die Ergebnisse nun sehr anschaulich visualisieren – die Profile der Fahrer können sichtbar gemacht werden“, führt Meurer aus.
Bei der weiteren Verbreitung der Tarife ist Meurer skeptisch. Telematiktarife können erst dann „wirklich funktionieren“, wenn sie eine breite Kundschaft haben. Dann könnte ein Versicherer gutes Fahrverhalten belohnen und schlechtes mit „risikogerechten Prämien versehen“. Wäre ein solches System etabliert, würde die Telematik auch weitergehende, positive Folgen haben. Meurer glaubt, dass Autofahrer dann ihr eigenes Fahrverhalten „besser reflektieren“ würden.